«Papi, ich will eigene Bienen haben und eigenen Honig ernten können!» Diese einfache Aussage seines Sohnes brachte David Hablützel dazu, die Ausbildung zum Imker anzufangen. Seit diesem Zeitpunkt ist er der Experte für alles, was sticht, brummt und summt – auch an der Phänomena. Im Interview erklärt er deren Wichtigkeit für unser Ökosystem und weshalb der Mensch darin ein grosses Problem ist.
1. Wie lange beschäftigst du dich mit Bienen und anderen Bestäubern?
A: Seit mir mein Sohn 2014 mitgeteilt hat, dass er seinen eigenen Honig produzieren möchte und ich daraufhin meine Ausbildung zum Imker begonnen habe.
2. Was ist Umsiedlung und warum ist Umsiedlung eine bessere Lösung?
A: Umsiedlung ist meistens die beste Lösung: vor allem dann, wenn man sich gestört fühlt, aber die Insekten nicht töten möchte (und auch nicht sollte). Wenn der Mensch und das Insekt nicht zusammen leben können, dann kommen wir und klären die beste Optionen ab. Zuerst identifizieren wir das aus Sicht der Insekten: Zu welcher Art gehören sie? Sind sie gefährlich (sind sie übrigens meistens nicht)? Wir haben zum Beispiel elf Wespenarten in der Schweiz, und davon sind nur zwei unangenehm für den Menschen, wenn man sich falsch verhält.
3. Welche Herausforderungen stellen sich beim Imkern, insbesondere in Bezug auf die Gesundheit der Bienen und die Erhaltung ihrer Populationen?
A: Ein Imker hat die Verpflichtung, auf seine Bienen aufzupassen und sie gesund zu halten. Genau wie ein Bauer zu seinen Kühen schauen muss. Er muss Krankheiten erkennen und wenn es ein Ausbruch gibt, schnell reagieren und den Bieneninspektor rufen, sodass sich die Krankheit nicht auf das andere Bienenvölker ausbreitet.
4. Was für Bienen-Krankheiten gibt es?
A: Es gibt meldepflichtige Krankheiten wie Faulbrut und Sauerbrut und es gibt viele andere, die zwar nicht meldepflichtig sind, aber dennoch schnellstmöglich behandelt werden müssen.
5. Warum wählen Honigbienen und Hornissen oft Häuser als Standorte für ihre Bienenstöcke oder Nester aus?
A: Sie haben kaum andere Möglichkeiten. Der Mensch nimmt den Insekten ihre Lebensgrundlage weg und so haben sie nur die Auswahl zwischen einer Garage oder einem Haus.
6. Und wohin bringst du die Bienenstöcke oder Nester, wenn sie von einem Haus umgesiedelt werden müssen?
A: Wespen und Hornissen bringe ich in spezifische Wälder, die ich mit Förstern und Gemeinden bestimmt habe. Die Honigbienen übergebe ich einem Imker oder siedle sie bei mir selber an.
7. Wenn die meisten Menschen an Wespen denken, haben sie oft keine positive Assoziation damit. Kannst du uns bitte erklären, welche Rolle Wespen in unserem Ökosystem spielen?
A: Wespen und Hornisse funktionieren fast wie alle anderen Insekten. Während Wespen und Bienen unterschiedliche Pflanzen bestäuben und sich dabei ergänzen, funktionieren Hornissen als eine Art Aufsicht. Sie kontrollieren die Bevölkerung, identifizieren Schädlinge und sie räumen mit erkrankten Bestäubern auf.
8. Wie hat sich das Vorkommen von Insekten in den letzten Jahrzehnten verändert?
A: Es gibt nur ein Wort: katastrophal. Die Insektenwelt ist am Absterben. Ob es Honigbienen, Wildbienen oder tausende andere Arten von Insekten sind – sie alle sind dabei zu verschwinden.
9. Was ist deiner Meinung nach der Hauptgrund?
A: Der Mensch. Die Persönlichkeit des Menschen in Bezug auf die Natur, in Bezug auf das Tier. Der Mensch passt sich einfach nicht an. Er hat immer das Gefühl, dass sich alles ihm anpassen sollte. Hunde oder Katzen kann man darauf trainieren, aber das klappt nicht mit Insekten. Und im Resultat ist das für die Insekten-Populationen sehr schädlich. Der Mensch muss lernen, sich zu ändern und auf die Insekten aufzupassen. Diese Lebewesen spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem und der Mensch muss lernen, mit den Insekten zu koexistieren und sie nicht als Plage zu beurteilen.
10. Und was können wir Menschen tun, was für die Insekten hilfreich wäre? Was können wir proaktiv machen punkto Nachhaltigkeit?
A: Mann muss bei der Politik anfangen und Initiativen unterstützen, die die Biodiversität und zur Naturschutz dienlich sind. Fest steht: der Mensch muss etwas machen und Massnahmen ergreifen.
Und zuhause im eigenen Garten?
A: Wildbienenwiesen pflanzen im Garten oder auf dem Balkon bienenfreundliche Pflanzen und Blumen ansähen. Auf keinen Fall Stein- oder Betonflächen im Garten anlegen, sondern Blumen und andere Nahrungsmittel für Honigbienen und Wildbienen anbieten. Ich sag es nochmals, keine Steingärten! Der Mensch muss den Nahrungskern sein.
11. Was ist die grösste Herausforderung in deinem Beruf?
A: Der Mensch, der nicht interessiert ist, sich zu anpassen, oder das nicht will. Zum Beispiel wenn man ein Insektenbefall zuhause entdeckt, sollte man sich zuerst informieren, bevor man zum Gift greift. Nimm dir die paar Minuten, um mit einer Fachperson zu sprechen. Oftmals ist die Lösung viel einfacher und billiger, als das eigene Haus zu vergiften oder sonstige drastische Massnahmen zu ergreifen.
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